Für eine schnelle
Energie- und
Bauwende
Energiewende und Klimaziele
Die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 sind nur noch zu erreichen, wenn wir deutlich entschlossener handeln als bisher. Das geht nur mit einem sehr entschlossenen Ausbau der Erneuerbaren Energien, und insbesondere der Sonnen- und Windenergie. Wasserkraft, Geothermie und bestenfalls aus Bioabfällen gewonnener Bioenergie kommen ergänzend dazu.
Energiewende und Unabhängigkeit
Der verbrecherische Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine liefert uns zusätzlich starke Argumente dafür, unsere Energieversorgung auf ein neues, unabhängiges Fundament zu stellen. Ohne Energie geht in unserer modernen Zivilisation nur sehr wenig und entsprechend verwundbar oder auch erpressbar sind wir gegenüber den Energielieferanten. Es sei denn, wir schaffen diese Unabhängigkeit und können uns selbst mit Energie versorgen.
Es kann nur eine absolute Notlösung sein, dass wir jetzt die fehlenden Energielieferungen aus Russland mit Fracking-Gas, Öl aus Diktaturen oder gar Atomkraft kompensieren. Wir machen uns damit wieder, wenn auch von anderen Lieferanten, abhängig und befeuern den fortschreitenden Klimawandel immer weiter. Dieses Vorgehen trifft mitten in die DNA unserer Partei und ist für viele entsprechend schwer nachzuvollziehen. Wir müssen jetzt alle Weichen stellen für die Abkehr von fossiler Energie.
Weg mit den Hürden
Bundesländer, welche in den vergangenen Jahren stark in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert haben, können den nächsten Monaten deutlich entspannter entgegensehen als zum Beispiel Bayern, das sich in große Abhängigkeit von russischem Gas begeben hat, weil man der Windkraft allzu kritisch, ja oft ablehnend gegenüber stand.
Doch wer glaubt, die bayerische Staatsregierung hätte daraus ihre Lehren gezogen, irrt. Der Ausbau der Windenergie wird weiterhin durch unnötige Regelungen massiv ausgebremst. Die 10H-Regel wird zum Jahreswechsel zwar abgeschafft, aber dafür
Der Ausbau der Windenergie in Bayern ist mit Inkrafttreten der 10H-Regel um ca. 90% eingebrochen.
https://www.br.de/nachrichten/bayern/faktenfuchs-windkraft-flaute-der-einfluss-der-10h-regel,SsLWe33
Auch im Bereich der Photovoltaik sollten unnötige Hürden beseitigt werden. Insbesondere sollte die EEG-Flächenkulisse ausgeweitet werden, damit die Kommunen im Rahmen ihrer Bauleitplanung Flächen für PV-Freiflächenanlagen und Agri-PV deutlich flexibler ausweisen können. Die derzeitige Regelung schränkt die in Frage kommenden Flächen unnötig ein und führt dazu, dass teilweise sehr gute Ackerböden oder für den Artenschutz wichtige Flächen für Freiflächen-PV genutzt werden, nur weil sie in der Förderkulisse liegen. Besser wäre es, schlechte Böden und naturschutzfachlich unbedenkliche Gebiete zu nutzen, ohne Einschränkung auf bestimmte Lagen.
Energie und Wirtschaft
Fehler einzugestehen ist keine Schande, aber – bockig wie ein kleines Kind- den Wirtschaftsstandort Bayern mit falschen Entscheidungen zu gefährden, grenzt an Arbeits- und Regierungsverweigerung! Große Teile der Wirtschaft – vom kleinen Handwerksbetrieb bis hin zum großen Industriebetrieb – wünschen sich, an dem eingeschlagenen Kurs zur Klimaneutralität festzuhalten und sich nicht mehr davon abbringen zu lassen. Die Versorgung mit Grünstrom wird immer wichtiger für den Fortbestand des Industriestandorts Bayern. Für immer mehr Unternehmen wird seine Verfügbarkeit zum entscheidenden Kriterium für die Standortwahl.
In der momentanen Situation müssen den Betrieben allerdings dringend flankierende finanzielle Maßnahmen zur Seite gestellt werden – unbürokratisch und schnell abrufbar. Die strategischen Fehlentscheidungen der letzten 16 Jahre auf diesem Sektor, dürfen nicht zu Lasten der Wirtschaft gehen.
Energiewende und Netzausbau
Regenerative Energieversorgung ist dezentral aufgebaut. Viele Anlagen zur Erzeugung müssen an das Stromnetz angeschlossen werden, das vielerorts aber gar nicht mehr aufnahmefähig ist. Der Aus- und Umbau des Stromnetzes muss parallel zum Ausbau der Kraftwerke erfolgen, damit die Energiewende gelingt.
Auch hier brauchen wir ein höheres Tempo. Derzeit werden neue Kraftwerke oft erst nach Monaten an das Netz angeschlossen. Bei vielen Netzbetreibern türmen sich die Anträge auf Netzanschluss. Ziel muss sein, die Prioritäten bei den verschiedenen Genehmigungsbehörden und Ämtern neu zu ordnen und die derzeit zu komplizierten und langwierigen Verhandlungen mit Eigentümern, Verbänden und Kommunen spürbar zu vereinfachen und damit auch zu beschleunigen.
Die Versorgung mit Grünstrom ist unverzichtbar für den Fortbestand des Industriestandorts Bayern. In der Vergangenheit war dies bereits schon öfter das entscheidende Kriterium zur Ansiedlung von Unternehmen.
Was wir brauchen
Mindestens eine Terawattstunde Wind und 1,5 Terawattstunden Photovoltaik müssen in Bayern pro Jahr zugebaut werden. Dafür braucht es den politischen Willen, die Ziele umzusetzen, und die Fachkräfte, um die Anlagen zu bauen. Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende ist aber ganz grundsätzlich, dass die Bürger*innen sie tragen. Die Akzeptanz der Erneuerbaren Energien ist erfreulich groß und viele wollen sich an ihrem Ausbau beteiligend, sei es aus Überzeugung oder als Investition.
Da der Ausbau von Wind-, Sonnen- und Bioenergie nicht unsichtbar sein und Veränderungen im Umfeld der Menschen mit sich bringen wird, ist es ganz wichtig, die Anwohner*innen früh einzubinden und ihnen umfangreiche Möglichkeiten zu bieten, von den Anlagen auch finanziell zu profitieren. Bürgerenergiegenossenschaften sind ein mittlerweile bewährtes Modell, das auch weiterhin gefördert werden sollte.
Graue Energie – Sanieren statt neu Bauen
Die sogenannte „graue Energie“, bezeichnet die Energiemenge, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produktes – oder eines Gebäudes – aufgewendet werden muss. Fast 40% aller CO2 Emissionen gehen in Deutschland auf Gebäude zurück!
Jeder Neubau sollte daher dringend kritisch hinterfragt werden – nicht nur werden wertvolle und schwindende Ressourcen bei einem Abriss und Neubau verschwendet, sondern auch bedeutend mehr Energie. Bei der Betrachtung der Energiebilanz des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes fällt auf, dass durch die Bewertung von grauer Energie eine Sanierung jedem Neubau, selbst dem von Passivhäusern, vorzuziehen ist.
Regional, nachwachsend, gesund und recyclingfähig
PVC-Fußbodenbeläge, Tropenholz, chemische Lösungsmittel – wir können uns für fremde und günstige Materialien entscheiden oder aber anders denken. Alternativen sind regionale, nachwachsende und gesunde Materialien. Denn die Wahl der Baumaterialien beeinflusst maßgeblich auch den Gesundheitszustand der Nutzer*innen von Gebäuden und unsere Umwelt, zudem wird die regionale Wertschöpfungskette besser ausgenutzt und die Wirtschaft in all ihren Sparten vor Ort unterstützt.
Neben nachwachsenden Materialien wie Holz, Stroh, Lehm, Schafswolle oder Flachs müssen kreislaufgerechte Materialien verwendet werden, die richtig eingebaut, zerstörungsfrei lösbar sind und somit wiederverwendet werden können. Das Gebäude verliert so über seinen Lebenszyklus nicht an Wert, sondern kann dekonstruiert und verkauft werden
Recyclen statt Downcyclen
Schon heute wird der überwiegende Teil des anfallenden Bauschutts wiederverwendet. Jedoch handelt es sich hierbei weniger um Recycling als um Downcycling, die Qualität und Funktionalität wird verschlechtert. Dem muss durch echtes kreislaufgerechtes Konstruieren entgegengewirkt werden. Es kann nicht sein, dass Bauschutt vorwiegend nur als Untergrund für neue Straßen wiederverwendet wird.
Beispiel: Von ca. 10 Millionen Tonnen Bauschutt in Bayern werden zwar ca. 90 Prozent dem Recycling zugeführt – das heißt in Recyclinganlagen zur Aufbereitung gefahren –, aber nur 20 bis 30 Prozent als Recyclingbaustoffe im Straßen- und Erdbau sowie zum Teil in der Betonherstellung verwendet – der Rest geht auf Halde, wird verfüllt oder auf einer Deponie beseitigt!
Wenn Gebäude dennoch abgerissen werden, müssen Rohstoffe systematisch erfasst und zurückgewonnen werden. Primärrohstoffe sind endlich, sodass die Verwendung von Sekundärmaterialien unabdingbar wird! Mittlerweile bilden sich auch schon Portale, bei denen dementsprechende Baustoffe erworben werden können.
Neubautätigkeiten gehen oft mit einem enormen Flächenverbrauch einher, wodurch wertvolle Lebensräume der Tier- und Pflanzenwelt zerstört werden. Versiegelte Flächen sind zudem verloren für Nahrungsproduktion, Naherholung und Regenwasserversicherung. Verantwortungsvolles Planen kann die Zerstörung von Naturräumen nicht nur mindern, sondern bietet auch das Potential die Artenvielfalt und ein gesundes Lebensumfeld zu erhalten.
Was wir von jetzt an konsequent tun sollten …
- Die Flächenkulisse für Freiflächen-PV öffnen, damit Anlagen dort errichtet werden, wo diese Nutzung sich anbietet, z.B. weil die Böden schlecht sind oder Natur- und Artenschutz dafür sprechen. Die Lage innerhalb einer (recht willkürlich festgelegten) Förderkulisse, sollte nicht ausschlaggebend sein.
- Photovoltaikanlagen verpflichtend bei Neubau oder Dachsanierung. Sollte dies aufgrund von Materialmangel oder fehlenden Handwerker*innen während der Bauphase nicht realisierbar sein, so sind zumindest die Vorrichtungen und Leitungen vorzusehen, um eine einfache Nachrüstung zu ermöglichen.
- Keine Genehmigung mehr von Supermärkten und Discountern ohne darüberliegende Wohnbebauung. Die entstehende Abwärme, gerade aus dem Tiefkühlbereich, kann effizient zur Wärmegewinnung der Wohnungen genutzt werden. Zudem entsteht dringend benötigter Wohnraum und es muss nicht zusätzlich weiter kostbare Fläche versiegelt werden.
- Die sogenannten „Einzelmaßnahmen an Bestandsgebäuden“ zusätzlich zu den Förderungen vom Bund mit landeseigenen Förderprogrammen unterstützen. Dies betrifft z.B. den Austausch von Fenstern, Fassadendämmungen, neue Haustüren, Dachdämmungen, Austausch von Heizkörpern, Einbringen einer Fußbodenheizung usw. – ein wichtiger Schritt hinsichtlich „Bauen im Bestand“ und Reduzierung der „grauen Energie“. Im Gebäudebestand besteht ein immenses Sparpotenzial.
- Den Zugang zur Ausbildung als Energieberater*in, insbesondere auch für Quereinsteiger, erleichtern. . Gerade für die Durchführung der zuvor erwähnten „Einzelmaßnahmen“ ist deren Expertise gefordert, damit die Fördergelder sinnvoll eingesetzt werden können. Aktuell gibt es in diesem Bereich viel zu wenig Fachkräfte.
- Mehr Bauen im Bestand – Sanieren statt Abreißen! Neben nachwachsenden Materialien wie Holz, Stroh, Hanf, Lehm, Schafswolle oder Flachs müssen vermehrt kreislaufgerechte Materialien genutzt werden, die so eingebaut werden (beginnt bei der konstruktiv richtigen Planung), dass sie auch wieder zerstörungsfrei lösbar sind und somit wiederverwendet werden können. Wichtig: Vermehrter Einsatz von Recyclingbaustoffen auch im Hochbau, nicht nur im Tiefbau!